„Alkohol hat immer eine Geschichte“ - Suchtpräventionstag am „Goethe“

„Alkohol hat immer eine Geschichte“ - Suchtpräventionstag am „Goethe“

Der Auftakt zum Suchtpräventionstag für die Jahrgangsstufe 8 am Goethe-Gymnasium hatte es in sich: In den ersten beiden Schulstunden erzählten zwei Betroffene den Schülerinnen und Schülern schonungslos und ehrlich von ihrem Weg in die Alkoholabhängigkeit. Sie berichteten von dem schleichenden Prozess, familiären Zerwürfnissen und den oft langen Weg, aus der Sucht zu finden, was ihnen unter anderem durch die Unterstützung des Kreuzbunds in Rheine gelungen sei.

Seit langen Jahren sind sie nun trocken und wollen mit ihrer Offenheit junge Menschen aufklären und vor den Gefahren eines riskanten Alkoholkonsums bewahren. Das alles aber ohne erhobenen Zeigefinger: „Uns geht es nicht darum, Alkohol zu verteufeln, aber wir wollen zeigen, was passiert, wenn man die Kontrolle verliert. Wir haben auch immer gedacht, uns könnte das nicht passieren, haben viel verdrängt. Es ist ein langer Weg, sich die Alkoholkrankheit einzugestehen.“ Die Achtklässler waren an diesem Morgen mucksmäuschenstill, als sie hörten, wie die Sucht das Leben der beiden geprägt hat. „Wir haben auch schon erlebt, dass sich Schülerinnen und Schüler später an uns wenden, weil sie merken, dass mit ihrem Papa oder ihrer Mama etwas nicht stimmt.“ Deshalb lassen sie auch ihre Telefonnummer da und gehen auf Hilfsangebote im Kreis Steinfurt ein. „Uns hat man geholfen, wir wollen auch helfen und vorbeugen. Auch Angehörige Suchtkranker können sich an den Kreuzbund wenden.“ Die Nachfrage nach dem Präventionsprojekt in Kooperation mit dem Sucht- und Selbsthilfeverband ist so groß, dass die ehrenamtlich Tätigen gar nicht alle interessierten Schulen besuchen können.

Organisiert wurde der Suchtpräventionstag durch das psychosoziale Beratungsteam des Goethe-Gymnasiums. „Wir möchten aufklären, ohne dass ununterbrochen der moralische Zeigefinger erhoben wird. Gerade deshalb erschien uns die Zusammenarbeit mit dem Kreuzbund als so sinnvoll, weil das Treffen mit den Mitgliedern genau diese beiden Punkte erfüllt“, erklärte Melanie Süverling, die den Kontakt hergestellt hatte. Im Anschluss an das Gespräch mit den Betroffenen erhielten die Schülerinnen und Schüler in einem zweiten Teil mit der Caritas Informationen zu verschiedenen Arten von Süchten. Durch eine „Rauschbrille“ konnten sie selbst erfahren, wie man ab einer bestimmten Promillegrenze die Umwelt wahrnimmt und mehr und mehr die Kontrolle verliert. Der Abschluss des Tages wurde durch das Beratungsteam der Schule durchgeführt. „Wir haben durch ein Quiz und eine Feedbackrunde das Erlebte nachbereitet. Die Rückmeldungen der Schülerinnen und Schüler waren durchweg positiv und ich hatte den Eindruck, dass wir viele Bausteine des Programms beibehalten können“, zog Melanie Süverling ein positives Fazit. Auch Schulleiter Lars Buchalle begrüßte, dass dieses Projekt wieder ins Leben gerufen wurde: „Wir setzen auf Aufklärungsarbeit und wollen unsere Jugendlichen für den Umgang mit Alkohol- und Drogenmissbrauch sensibilisieren.“

Kerstin Hannemann