Großes Interesse an „Stolpersteinen“

Großes Interesse an „Stolpersteinen“

Künstler Gunter Demnig referiert im Ratssaal

Nach der Verlegung von 23 Stolpersteinen in Ibbenbüren referierte der Künstler Gunter Demnig im Ratssaal zum Thema „Stolpersteine – Spuren und Wege“.

IBBENBÜREN.
Gernold Mudrack begrüßte die Gäste im Namen des Lenkungskreises der Initiative „Stolpersteine für Ibbenbüren“. Bürgermeister Dr. Marc Schrameyer brachte seine Freude zum Ausdruck, dass das Projekt Stolpersteine für Ibbenbüren endlich angelaufen ist. Wenn überhaupt, sei eine „Annäherung an das Unfassbare“ am ehesten über Einzelschicksale auf lokaler Ebene möglich, so der Schirmherr der Stolpersteine-Aktion.

Gunter Demnig stellte in seinem Vortrag dar, wie er seit den 70er-Jahren von der bildenden Kunst über die Konzept- und Aktionskunst zur Idee der Stolpersteine fand, in der sich beide Kunstformen eindrucksvoll verbinden. An die 60.000 Stolpersteine habe er seit Anfang der 90er-Jahre an den ehemaligen Wohnstätten von Opfern des Nationalsozialismus verlegt. Jeder Stein handgefertigt, jeder von ihm selbst verlegt. Die fabrikmäßige Herstellung komme für ihn nicht in Frage, so Demnig, denn auch Auschwitz sei eine Fabrik gewesen.

„Mit den Steinen kommen die Personen wieder in ihre alte Umgebung zurück“, erklärte der Künstler sein Konzept. Ein schöner Effekt sei auch, dass Passanten sich verbeugen, vielleicht sogar hinknien müssen, um den Text auf den Steinen zu lesen. Demnig berichtete von Erlebnissen rund um die Steinverlegung in ganz Europa, schilderte, wie er immer wieder mit Zeitzeugen ins Gespräch gekommen sei, auf immer mehr Interesse gestoßen sei, viel Zuspruch und nur selten Kritik erfahren habe.

Immer wieder müsse er allerdings auch Missverständnisse ausräumen. Nein, man kann über die Steine nicht wirklich stolpern. „Man fällt nicht hin, man stolpert mit dem Kopf und mit dem Herzen.“ Auch seien Menschen oft ängstlich bedacht, nicht auf die Steine zu treten. Das Gegenteil sei gewollt, erklärte Gunter Demnig: „Indem die Menschen über die Messing-Oberfläche laufen, wird die Erinnerung blank poliert.“


Ibbenbüren, Freitag, 07. Oktober 2016, von Holger Luck (ivz-aktuell)