Ein Zeichen setzen für die Willkommenskultur - Projekttag der Aktion Courage am Goethe-Gymnasium

Ein Zeichen setzen für die Willkommenskultur - Projekttag der Aktion Courage am Goethe-Gymnasium

"Zivilcourage zeigen zu einer Zeit, in der nahezu täglich in den Medien über rechtspopulistische Parteien und rassistisch motivierte Gewalt berichtet wird, das ist uns wichtig", so die elf Schülerinnen und Schüler der Aktion Courage zu ihrer Motivation, Mitschüler aufzuklären und dafür zu sensibilisieren, wie sie offen und vorurteilsfrei auf gesellschaftliche Vielfalt reagieren können.

Am Schuljahresende organisierten sie daher für die Jahrgangsstufe 8 einen Projekttag, an dem die Schülerinnen und Schüler sich angeleitet durch verschiedene Referenten mit Diskriminierung beschäftigten, und hatte dazu eigene T-Shirts mit dem Logo "No to Racism" entworfen.

Besonders eindringlich war der Arbeitskreis, in dem die Teilnehmer Ibrahim Arslan, ein Opfer des Brandanschlags in Moelln (Schleswig-Holstein) im Jahre 1992, kennenlernten. Arslan hat als Siebenjähriger miterleben müssen, wie seine Großmutter Bahide Arslan, seine Schwester Yeliz und seine Cousine Ayse Yilmaz ums Leben kamen, nachdem zwei Häuser, die sie mit ihren türkischstämmigen Familienmitgliedern bewohnten, von Neonazis in Brand gesteckt worden waren. Arslan hat es sich zum Ziel gemacht, die Erinnerung an das furchtbare Ereignis wachzuhalten. Er möchte die Perspektive auf die Opfer lenken und aktiv etwas gegen Diskriminierung tun. Dafür war er eigens aus Hamburg angereist, um mit den Schülern ins Gespräch zu kommen.

In dem Workshop des Vereins "Gegen Vergessen - Für Demokratie" reflektierten die Jugendlichen zunächst, welche gesellschaftlichen Gruppen besonders mit Vorurteilen konfrontiert werden und welche Probleme in Diskussionen, in denen rechtsextreme, homophobe, sexistische und antisemitische Klischees geäußert werden, auftreten können. Anschließend trainierten die Experten mit den Jugendlichen, wie man sich z.B. in der Auseinandersetzung mit Rechtspopulisten argumentativ behaupten kann. In Form von Rollenspielen lernten sie dabei zielführende argumentative Strategien kennen, indem sie z.B. Stopp-Signale, Ich-Botschaften, aber auch das Wahrnehmen von Ängsten und Sorgen, die sich hinter menschenfeindlichen Parolen verbergen können, erprobten.
Zwei Mitarbeiterinnen der gemeinnützigen Gesellschaft zur Unterstützung Asylsuchender (GGUA Münster) setzten sich zusammen mit den Teilnehmern in ihrer Arbeitsgruppe in Form eines sogenannten "Refugee Chairs" mit der globalen Verteilung von Flüchtlingsströmen auseinander, um auch hier gängige Vorurteile zu entlarven. Zudem gingen sie gemeinsam der medialen Debatte um "Flucht in Deutschland - zwischen Willkommen und Abwehr" nach. Anhand eines Interviews mit drei Flüchtlingen setzten sich die Schüler abschließend vergleichend mit der Frage auseinander, was ein "lebenswertes Leben" ausmacht.

Wilhelm Markötter von Amnesty International aus Ahaus stellte seiner Schülergruppe nicht nur seine Organisation vor, sondern eröffnete auch mögliche Tätigkeitsfelder für die Jugendlichen. Dass Vorurteile auch die sexuelle Orientierung betreffen, verdeutlichte der Workshop mit Referenten von MS Schlau NRW (Schlau-schwul lesbische Aufklärungsunterstützung), der für einen toleranten Umgang warb.
Den Abschluss des Schulvormittags bildete die einstündige Plenumsrunde in der Sporthalle, in der die einzelnen Arbeitskreise ihre Ergebnisse vorstellten. Daniel Freude, der die Aktion Courage als Lehrer unterstützt, ist angesichts der Rückmeldungen überaus zufrieden: "Die Schüler haben heute viel mitgenommen und erfahren, wie sie selbst aktiv werden können." Auch angesichts der Tatsache, dass seit November 2015 14 Schülerinnen und Schüler eine Internationale Förderklasse am Goethe-Gymnasium besuchen, ist es ihm und der Aktion Courage ein Anliegen, Verständnis für die Lebensrealität von Flüchtlingen zu wecken und Vorurteilen entgegenzuwirken.

Pressemitteilung: Kerstin Hannemann